Unsere Geschichte
Erste Einwanderungswelle
22.07.1763 Katharina II. (1729–1796) lädt in einem Manifest Ausländer zur Ansiedlung in Russland ein, um die wirtschaftliche Entwicklung und Kultivierung des Landes voranzutreiben.
Den Siedlern werden Privilegien (z. B. kostenlose Landzuteilung, Religionsfreiheit, Befreiung vom Militärdienst) garantiert.
1764–1773 Massenansiedlung im Wolgagebiet in der Nähe der Stadt Saratow: Gründung von 104 deutschen Kolonien. Bis 1767 wanderten 8.000 Familien / 27.000 Personen, vorwiegend aus Deutschland (Hessen), aus.
Zweite Einwanderungswelle
20.02.1804 Zar Alexander I. lädt in einem weiteren Manifest Deutsche zur Ansiedlung im Schwarzmeergebiet ein.
1816–1861 Westpreußen, Rheinländer, Pfälzer und Schwaben wandern in Wolhynien ein.
Die Wende
04.06.1871 Beginn der Russifizierung: Aufhebung der Privilegien.
1874–1883 Tausende deutscher Mennoniten wandern nach Kanada und in die USA aus.
1887/88 Wolgadeutsche emigrieren nach Südamerika, vor allem nach Argentinien.
1887 Manifest Alexanders III.: „Russland muss den Russen gehören“.
1891 Die russische Sprache wird Pflichtfach an deutschen Schulen im Zarenreich.
1897 Volkszählung: 390.000 Deutsche an der Wolga, 342.000 im Süden Russlands, 237.000 im Westen Russlands und 18.000 in Moskau.
1901–1911 Rund 105.000 Russlanddeutsche emigrieren nach Amerika.
Der Erste Weltkrieg
01.08.1914 Beginn des Ersten Weltkrieges: Das Deutsche Reich wird zum Feind Russlands. Ca. 1,7 Mio. Deutsche leben im russischen Reich, 300.000 dienen in der zaristischen Armee.
1915 Liquidationsgesetze: Enteignung und Deportation von 200.000 Wolhynien-Deutschen. Pogrome gegen Deutsche in Moskau.
07.11.1917 Bolschewistische Oktoberrevolution.
03.03.1918 Der Frieden von Brest-Litowsk beendet den Krieg zwischen Deutschland und Russland.
Zwischen den Weltkriegen
06.01.1924 Gründung der Autonomen Sowjetrepublik der Wolgadeutschen (ASSR).
1928–1932 Zwangskollektivierung und Deportation der Bauern in den Norden und nach Sibirien.
1937 Schließung der letzten deutschen Kirchen.
1937/38 Höhepunkt des stalinistischen Terrors: Viele Deutsche werden hingerichtet oder in Zwangsarbeitslager deportiert.
Der Zweite Weltkrieg
01.09.1939 Beginn des Zweiten Weltkrieges.
23.08.1939 Deutsch-sowjetischer Nichtangriffspakt weckt kurzzeitig Hoffnungen.
22.06.1941 Beginn des deutsch-sowjetischen Krieges.
28.08.1941 Erlass zur Aussiedlung der Deutschen aus der Wolgarepublik: Deportation nach Sibirien und Zentralasien.
1941–1946 Einsatz in der „Trudarmee“ (Arbeitsarmee). Schwere Zwangsarbeit. Geschätzte 100.000 Betroffene.
1943/44 Umsiedlung von ca. 350.000 Deutschen in den Warthegau (Polen).
08.05.1945 Ende des Zweiten Weltkrieges. Beginn der „Repatriierung“: Ca. 200.000 Russlanddeutsche werden nach Sibirien und Mittelasien deportiert.
Von der Nachkriegszeit bis zur Gegenwart
Okt. 1946 In den Sondersiedlungen des sowjetischen Geheimdienstes (NKWD) werden auch nach Kriegsende ca. 2,5 Mio. Menschen festgehalten – die meisten davon Deutsche.
13.12.1955 Nach Adenauers Moskau-Besuch: Aufhebung der Sondersiedlungen. Rückkehr in alte Siedlungsgebiete bleibt verboten, keine Entschädigung.
Hunderttausende Russlanddeutsche sterben in den Jahren 1941–1956 an den Folgen der Zwangsmaßnahmen.
29.08.1964 Teilrehabilitierung der Russlanddeutschen.
Nach 1964 Wachsende Autonomiebewegung, verstärkte Ausreisewünsche.
Ab 1987 Welle von Aussiedlern nach Deutschland. Zwischen 1987 und 2005 rund 3 Millionen aus der UdSSR und Osteuropa.
Die Gemeinde in Bersenbrück
Auch die Gründerväter unserer Gemeinde kamen in dieser Zeit zurück in die Heimat ihrer Vorfahren. Sie stammten u. a. aus Südkasachstan (Abai, Saryaghatsch, Sadvintrest), Nordkasachstan (Schtschutschinsk) und Russland (Omsk).
In Bersenbrück fanden sie ihr geographisches und geistliches Zuhause. Dem Herrn sei Dank, dass er unsere Väter nach Jahren der Verfolgung, des Hungers und der Armut zurückgebracht hat. Es ist ein großer Segen, in diesem Land des Wohlstands und der Freiheit leben zu dürfen.
In vielen Gebetsstunden haben wir Fürbitte für unser Land und unsere Mitbürger eingelegt. Angetrieben von 1. Timotheus 2, 1-4 wollen wir dies auch in Zukunft nicht versäumen:
“So ermahne ich nun, dass man vor allen Dingen Bitten, Gebete, Fürbitten und Danksagungen darbringe für alle Menschen, für Könige und alle, die in hoher Stellung sind, damit wir ein ruhiges und stilles Leben führen können in aller Gottesfurcht und Ehrbarkeit; denn dies ist gut und angenehm vor Gott, unserem Retter, welcher will, dass alle Menschen gerettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen.”
– 1. Timotheus 2, 1-4
